Teil I:
Alles fing wie folgt an:
Durch Luftbildauswertungen sind wir auf ein altes Werksgelände im Raum Aachen aufmerksam geworden. Auf diesem stand augenscheinlich eine Sirene mit Doppeldach. Nach ein wenig Recherche war klar, dass es sich hierbei um das ehemalige Lynenwerk in Eschweiler handelt. 1886 lief die Produktion der Lynen-Kabel an der Hovermühle an. 2012 wurde mit der Werksschließung die Eschweiler Kabelproduktion eingestellt.
Zum Typ konnte man bis dato wenig fachsimpeln. Dafür waren die Luftbilder zu ungenau. Das hieß – hinfahren und nachschauen. Dort angekommen wurde das Rätsel gelüftet. Auf dem Werksdach stand eine S5 vom Hersteller Elektror K.W. Müller in der Hochtonversion. Auch erfreulich war das noch ältere S5-Dach, welches oben spitz zuläuft.
Nach relativ kurzem Dienstwege stand fest, dass die Sirene abgebaut werden darf. Der Zutritt zu der Sirene war noch unklar und wir wussten nicht, wie wir da ran kommen würden. Am Tag der Demontage (November 2023) waren Teleskopleiter, Leinenbeutel, Werkzeug und Ausrüstung gepackt und nach der Ankunft ging es mit der Besichtigung los.
Der Techniker, welcher für diese Liegenschaft zuständig ist, empfing uns freundlich uns zeigte uns den mühsamen Weg hoch zur Sirene. Um auf das erste große Hallendach zu kommen, haben wir die am Gemäuer befindliche Stahlleiter verwendet. Weiter ging es über einige Rohre schließlich zum zweiten Leiteraufstieg. Diesen erklimmt, standen wir vor einem mutmaßlichen Aufzugschacht. Auf diesem stand schließlich die Sirene. Die Tür ließ sich mit den vorhandenen Schlüsseln und Werkzeug nicht öffnen, wodurch wir keinen Zutritt zur dort angenommen Steuerung hatten. Dass diese Mühen garnicht nötig waren, stellten wir zeitnah fest.. Die Tür war blind und führt auf direktem Weg ins Werk. Es fehlte nur der Aufzug. Um auf den Aufzugsschacht zu kommen, stellten wir die Teleskopleiter auf. Die Verschraubungen der Sirene ließen sich leider nur schwer lösen. Mit einer Akkuflex, Hammer und Ratsche konnten wir die verrosteten Verschraubungen lösen. Das Wetter spielte überhaupt nicht mit. Hagel und Starkregen standen auf der Tagesordnung, was uns aber nicht weiter abhielt.
Der Rotor war zunächst schwergängig, ließ sich aber nach ein bisschien Nachhelfen einwandfrei drehen. Auffällig war das Typenschild, welches am Klemmkasten montiert war. Zunächst dachten wir erst an eine LUZ-S5, aber das Schild wurde im Rahmen einer Restauration einfach nur umgesetzt.
Die Frage war nun, wie wir die Sirene am besten zu Boden bekommen. Wir hatten einige Leinenbeutel dabei, womit wir die Sirene Stück für Stück vom Werk abseilen konnten – was auch geling!
Eine mühsame Aktion hat sich bezahlt gemacht. Während wir die eine S5 abgebaut haben ist uns oben aufgefallen, dass gegenüber, auf dem alten Verwaltungsgebäude, eine weitere baugleiche S5 stand.
Anschließend machten wir uns auf die Suche nach der Steuerung. Oben im Werk fanden wir tatsächlich das Ende der Leitung, die von der Sirene ausging. Ein selbstgebauter Schaltkasten. Spätestens als wir die Sicherung der Sirene gefunden haben, die als „Sirene Feueralarm“ gekennzeichnet war, wussten wir, dass die Sirene wahrscheinlich als Feueralarm und die zweite für den (Werks-)luftschutz genutzt wurde. Circa 3 Monate später fand dann der zweite Abbau statt.
Lynenwerk Eschweiler
Rettung zweier Elektror S5 vom ehemaligen Lynenwerk Eschweiler
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Re: Rettung zweier Elektror S5 vom ehemaligen Lynenwerk Eschweiler
Teil II:
Die Demontage der zweiten Sirene verlief problemlos.
Über eine Hubscherrenbühne gelangten wir auf das Dach des Verwaltungsgebäude. Die Sirene war auf einem kleinen Dreibein montiert. Die Verschraubungen ließen sich sehr leicht lösen, da es sich dabei um Edelstahlschrauben handelte.
Vom Zustand her ist diese Sirene die wohl etwas besser als erstere. Lager sind spürbar nicht zu hören. Dem Typenschild nach zu urteilen dürfte es sich hierbei um die jüngere Sirene der beiden handeln. Im Gegensatz zur ersten S5 wude diese jedoch nicht restauriert und befindet sich noch im Originalzustand.
Schalttechnik war hier nicht mehr vorhanden, da diese vermutlich damals nach dem Hochwasser verschrottet wurde.
Die Demontage der zweiten Sirene verlief problemlos.
Über eine Hubscherrenbühne gelangten wir auf das Dach des Verwaltungsgebäude. Die Sirene war auf einem kleinen Dreibein montiert. Die Verschraubungen ließen sich sehr leicht lösen, da es sich dabei um Edelstahlschrauben handelte.
Vom Zustand her ist diese Sirene die wohl etwas besser als erstere. Lager sind spürbar nicht zu hören. Dem Typenschild nach zu urteilen dürfte es sich hierbei um die jüngere Sirene der beiden handeln. Im Gegensatz zur ersten S5 wude diese jedoch nicht restauriert und befindet sich noch im Originalzustand.
Schalttechnik war hier nicht mehr vorhanden, da diese vermutlich damals nach dem Hochwasser verschrottet wurde.
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Re: Rettung zweier Elektror S5 vom ehemaligen Lynenwerk Eschweiler
Kann es sein, daß diese ominöse "S5" nahezu größen- und baugleich mit der bekannten L1 ist ?
Zwar hat diese hier lt. Typenschild "nur" 3,85 kW und keine 5 wie die L1, dafür ist ihr cos phi mit 0,8
(L1 = 0,72) besser und die Stromaufnahme ist fast identisch (L1 = 17 / 10 A), also gerade mal ein
schlappes halbes Ampere Unterschied.
Dürfte demnach wohl auch um die 90 Kilo wiegen ?
Zwar hat diese hier lt. Typenschild "nur" 3,85 kW und keine 5 wie die L1, dafür ist ihr cos phi mit 0,8
(L1 = 0,72) besser und die Stromaufnahme ist fast identisch (L1 = 17 / 10 A), also gerade mal ein
schlappes halbes Ampere Unterschied.
Dürfte demnach wohl auch um die 90 Kilo wiegen ?
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Re: Rettung zweier Elektror S5 vom ehemaligen Lynenwerk Eschweiler
Hallo Wolfi,
die Elektror L1137 (=L1) ist im grunde genommen eine S5, die durch einzelne Veränderungen ihres Bautyps erst als anerkannte Luftschutzsirene zugelassen werden konnte. Manche dieser tragen statt der Form "L1137" auch eine RL-Nummer, sofern sie gemäß § 8 des Reichsluftschutzgesetzes zugelassen wurden.
Sirenen in diesem Sinne mussten u. a. einen 5kW-Motor und ein eloxiertes Laufrad besitzen. Auch das Schutzdach der L1137 ist deutlich größer und markanter.
die Elektror L1137 (=L1) ist im grunde genommen eine S5, die durch einzelne Veränderungen ihres Bautyps erst als anerkannte Luftschutzsirene zugelassen werden konnte. Manche dieser tragen statt der Form "L1137" auch eine RL-Nummer, sofern sie gemäß § 8 des Reichsluftschutzgesetzes zugelassen wurden.
Sirenen in diesem Sinne mussten u. a. einen 5kW-Motor und ein eloxiertes Laufrad besitzen. Auch das Schutzdach der L1137 ist deutlich größer und markanter.
Nein, beide S5 wiegen nicht mehr als eine E57. Ich würde das Gewicht auf ca. 55kg schätzen.
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Re: Rettung zweier Elektror S5 vom ehemaligen Lynenwerk Eschweiler
Kann eigentlich nicht stimmen. Eine L1137 ist ein Großalarmgerät wie sie derzeit aus Mayschoß bei mir im Keller steht. Bestehend aus Hochton- und Tieftoneinheit.